Beziehung

Konflikte in der Partnerschaft

Bindungsverhalten drückt aus, wie man sich in zwischenmenschlichen Beziehungen fühlt. Je enger und intensiver diese sind, desto deutlicher kommen die Gefühle und das Verhalten heraus. Es ist unbewusst erlerntes Verhalten, basierend auf den Erfahrungen, die man im Laufe seines Lebens so gemacht hat. In den Momenten, wo du und dein:e Partner:in in Konflikte geraten, werdet ihr ohne euer Wissen zurückgeworfen in jene Zeit, als euer charakteristisches Interaktionsverhalten für euch nützlich, oder sogar überlebenswichtig, war. Sehr oft ist das die frühe Kindheit (aber selten sieht man selbst den roten Faden oder versteht die Zusammenhänge).

Am Verhaltenssteuer sitzen dann nicht die heutigen Erwachsenen, die die Situationen realistisch und besonnen lösen könnten, sondern die verletzten Kinder, die sich lautstark Gehör verschaffen oder sich durch Mauern vor weiteren Verletzungen schützen. Es ist alter Schmerz, der da hochkommt. Und weil es nun mal „Naturgesetz“ ist, dass sich immer jene Personen anziehen, deren Schmerzpunkte perfekt ineinanderpassen, entstehen mitunter auch entsprechend aufreibende Dynamiken in der Beziehung.

Wie kommen wir da raus?

Zumindest eine:r von euch sollte die eigenen Schmerzpunkte kennen, und so aus der Verhaltensdynamik bewusst aussteigen können. Manchmal reicht es schon, wenn EINE:R das macht, denn keine:r kann mit sich alleine streiten. Wenn eine:r es schafft, den Erwachsenen am Steuer zu lassen, drückt er/sie automatisch weniger auf die Schmerzpunkte des Gegenübers und die Konflikte können bereits abnehmen. Idealerweise kennen natürlich beide ihre Schmerzpunkte, aber nicht immer sind beide Partner:innen bereit oder willens an sich zu arbeiten. 

Ausnahme – hier wird es eindeutig schwieriger!

Besonders konfliktreich, und fast schon dramatisch, kann es werden, wenn ihr beide unsichere Bindungstypen seid.
Denn dann sind die Schmerzpunkte noch viel empfindlicher und die Gegensätzlichkeit der Verhaltensmuster führt in regelrechte Konfliktspiralen. Warum? Nähevermeidende und nähesuchende Bindungstypen ziehen sich magisch an! Und verhalten sich gleichzeitig genau gegensätzlich! Das kann nur zu Konflikten führen.

Der nähevermeidende Part hat ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Autonomie („Zeit für mich“), der/die Partner:in hingegen ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe („Zeit mit dir“). Das geht nicht gut zusammen. Was in Folge oft passiert: Die nähesuchende Person sucht aktiv und stark die Nähe, die distanzierte Person geht aber korrigierend auf Abstand. Daraufhin verstärkt die Person mit Nähewunsch ihre Bemühungen, und die distanzierte Person muss noch mehr auf Abstand. Es entsteht eine aufreibende Flüchtender-Verfolger-Dynamik. Irgendwann explodiert die Person mit dem Nähewunsch, weil sie frustriert ist. Es kommt zum „Drama“. Dieses Drama beantwortet die distanzierte Person mit Schweigen und Rückzug. Keiner kriegt was er will und braucht, beide sind im Muster gefangen und beide leiden.

In dieser Konstellation braucht es schon etwas mehr Arbeit, um aus der Konfliktspirale zu kommen. 
Wenn eine:r von beiden eine sehr starke Ausprägung nach Nähe oder Autonomie hat, wird es quasi unmöglich das aufzulösen, wenn nicht BEIDE daran arbeiten. 

Sonderfall – ungesunde Beziehungen

Manchmal sind die Konflikte so ausgeprägt, die Beziehung derart ungesund, dass die Partner:innen in eine aufreibende On/Off-Dynamik rutschen. In diesen Verbindungen herrscht eine äußert ungesunde Abhängigkeit und ausgeprägt manipulatives Verhalten. Man kommt dadurch extrem schwer voneinander los. Oft setzt nur eine dritte Person indirekt den Schlussstrich, indem sich eine Person aus der Beziehung abrupt trennt und sich zu dieser hinwendet. Das heißt aber nicht, dass sie nicht wieder zurückkommt und den Kreislauf erneut startet.

Merkmale der toxischen Beziehung:

Exzessives Grübeln 
Liebeskummer in der Beziehung
Starke Verlustängste
Schlaf/Ernährung/Arbeit leiden
Selbstwert ist im Keller
Isolation von Freunden/Familie

Hier gibt es nur einen einzigen Rat:
RAUS da, bevor dich die Verbindung in die Depression oder Sucht treibt.